Dietrichs Anfänge

Alles begann 1982 als der Österreicher Dietrich Mateschitz auf einer Dienstreise in Südostasien auf die dortigen Energy-Drinks aufmerksam wurde und zwei Jahre später mit der Gründung der Red Bull GmbH in Fuschl am See diese fortan in Europa verbreitete. Das ausgefallene Marketingkonzept des Unternehmens brachte die Marke in den Extremsport-Bereich. Dabei sollte es aber nicht bleiben und nach Aktivitäten im Motorsport und Eishockey landete man im Jahr 2005 bei der schönsten Nebensache der Welt – dem Fußball.

Der Weg nach Leipzig

Am 6. April übernahm das Unternehmen den SV Austria Salzburg und nannte ihn in den FC Red Bull Salzburg um und stieg in den österreichischen Spielbetrieb ein. Knapp ein Jahr später folgte ein weiterer Rundumschlag und Red Bull war in der amerikanischen Major League Soccer (New York Red Bulls), in Ghana (Red Bull Ghana) sowie in Brasilien (Red Bull Brasil) vertreten. Alles Länder in denen die Strahlkraft des runden Leders den Oberen nicht genügte, sodass die Kontaktaufnahme mit mehreren deutschen Mannschaften folgte. Für 50+1 Mehrheit und die Änderung des Vereinsnamens, -wappens sowie der -farben konnte man RB die Tür öffnen. Da diese aber beim FC St. Pauli, TSV 1860 München und der Fortuna aus Düsseldorf geschlossen blieb, suchte man fortan in Leipzig Fuß zu fassen. Nachdem man Red Bull beim FC Sachsen Leipzig Zutritt gewähren wollte, fungierte allerdings der Deutsche Fußball Bund als Türsteher und untersagte dem Vorhaben, wegen Unstimmigkeiten im Namensrecht und der Furcht vor einer zu großen Einflussnahme des Investors, seine Gültigkeit. Obendrein waren die Anhänger des Vereins nicht „amused“, sodass RB kurzerhand in einer Spielklasse unterhalb der Regionalliga suchte, da dort nicht das DFB-Lizenzierungsverfahren greift, und im SSV Markkranstädt fündig wurde. So sicherten sich die Bullen das Startrecht für die Oberliga und übernahmen die ersten drei Männermannschaften, das Seniorenteam sowie, auf Druck des Sächsischen Fußballverbandes, die ersten Vertretungen der vier ältesten Jugendabteilungen. Die Namensgebung zu Werbezwecken, wie im Falle der anderen Fußballteams von Red Bull, ist laut Satzung des DFB verboten, sodass kurzerhand ein Begriff aus dem Tennis hergenommen wurde — RasenBallsport, kurz RB. RasenBallsport Leipzig gegründet am 19. Mai 2009.

Die Bullen sind los

Die Genehmigung des Norddeutschen Fußballverbandes folgte am 13. Juni, sodass RB zur Saison 2009/10 in den sportlichen Wettkampf in der Süd-Staffel der Oberliga Nordost einstieg. Anfangs noch ohne Logo, da dem vorgeschlagenen Wappen aufgrund der Ähnlichkeit zum Firmenlogo Red Bulls noch die Gültigkeit durch den Sächsischen Fußballverband untersagt wurde, fand am 10. Juli das erste Spiel, ein freundschaftlicher Vergleich mit dem SV Bannewitz, statt. Endstand in der ersten Heimstätte „Stadion am Bad“ in Markkränstädt: 5:0.

Das erste Mal ernst wurde es am 31. Juli im Sachsenpokal-Heimspiel gegen den VfK Blau-Weiß Leipzig, das die Bullen ebenfalls mit 5:0 für sich entschieden. Beim ersten Ligaauftritt in Jena gegen die zweite Vertretung der Saalestädter trennten sich beide Teams mit 1:1 Unentschieden. Am 25. Spieltag sicherte sich RB den vorzeitigen Aufstieg und ließ Verfolger Budissa Bautzen, die allerdings für die erste Pflichtspielniederlage der Vereinsgeschichte sorgten, hinter sich. Im Sachsenpokal war im Viertelfinale nach einer 2:3-Niederlage gegen den FSV Zwickau Endstation. Am 4. Mai erteilte der DFB den Leipzigern die Regionalliga-Lizenz und auch der Sächsische Fußballverband akzeptierte schließlich eine abgewandelte Version des Vereinslogos.

Hinter den Kulissen drehte sich auch das Personalkarussell: Im Januar 2010 verließ der seit Gründung amtierende Präsident Andreas Sadlo den Verein und wurde durch Dietmar Beiersdorfer ersetzt, der wiederum am Tag nach dem letzten Saisonspiel Aufstiegstrainer Tino Vogel sowie seinen Assistenten Lars Weißenberger und Sportdirektor Joachim Krug von ihren Aufgaben entband. Der Fußballstandort Leipzig sollte fortan gegenüber den anderen Teams Priorität haben und so wurde mit Thomas Oral ein Zweitliga-erprobter Trainer eingestellt. Auch der Spielerkader erfuhr eine Kur und zahlreiche Spieler erhielten keine neuen Verträge oder beendeten gar ihre Karrieren.

4 – 3 – 2 – 1“

So ging es mit einigen Änderungen in die Saison 2010/11. Da die Reservemannschaften wieder an den SSV Markkranstädt abgetreten wurden, fand man im Team des ESV Delitzsch Ersatz. Auch eine neue Heimspielstätte feierte mit einem Testspiel gegen den FC Schalke 04, das 1:2 verloren ging, Premiere: Das ehemalige Zentralstadion, umbenannt in die Red Bull Arena, im Zentrum Leipzigs. Schnell kristallisierte sich heraus, dass die Regionalliga kein Selbstläufer sein würde und die Bullen jagten dem Tabellenführer Chemnitzer FC hinterher. Trotz einiger namhafter Verpflichtungen landete RB am Ende auf dem vierten Tabellenplatz. Dafür wurde im Sachsenpokal der erste Titel der Vereinshistorie eingefahren: Mit einem 1:0- Sieg im Finale gegen eben jene Chemnitzer sicherte sich RasenBallsport am 1. Juni 2011 die Qualifikation zum DFB-Pokal in der folgenden Spielzeit. Schon vor Ablauf der Saison 2010/11 stand ein neuer Trainer fest und in den Startlöchern: Peter Pacult.

Mit ihm und mittlerweile nur noch drei Spielern aus dem Oberliga-Kader sorgten die Leipziger zunächst in der ersten Runde des DFB-Pokals für eine große Überraschung: Mit einem 3:2-Sieg warf man den Bundesligisten VfL Wolfsburg aus dem Wettbewerb, schied dann allerdings gegen den FC Augsburg in der 2.Runde aus. Der Ligaalltag brachte am Ende aber wieder nicht den gewünschten Erfolg und es hieß eine weitere Runde Regionalliga. Einzig der bis dahin höchste Sieg der Vereinsgeschichte (8:2 gegen den SV Wilhelmshaven) blieb noch aus der Saison 2011/12 hängen.

Vor der Spielzeit 2012/13 gab es rückblickend zwei entscheidende Personalwechsel: Ralf Rangnick wurde als neuer Direktor Sport für die Standorte Salzburg und Leipzig vorgestellt und brachte mit Alexander Zorniger einen neuen Trainer im deutschen Bullenstall unter. Dies zeigte Wirkung und RB Leipzig sicherte sich am 7. Mai mit der Meisterschaft die Teilnahme an den Aufstiegsspielen in die dritte Liga. Dort setzte sich die Mannschaft in zwei Vergleichen gegen die Sportfreunde Lotte durch und konnte den Aufstieg in Liga 3 zelebrieren. Im Hinspiel in der Red Bull Arena wurde zudem ein Zuschauerrekord für die vierte Liga aufgestellt. Auch der Sachsenpokal konnte, erneut im Finale gegen den Chemnitzer FC, mit einem 4:2-Erfolg verteidigt werden und rundete damit eine gelungene Saison ab. Neben dem Platz wurde im Mai 2013 zudem der Bau des Trainingszentrums am Cottaweg auf den Weg gebracht.

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Die 3. Liga in der Saison 2013/14 sollte zur Durchgangsstation werden. Nach wiederum zahlreichen Veränderungen im Kader sicherten sich die Bullen am vorletzten Spieltag mit einem 5:1-Heimsieg gegen den 1.FC Saarbrücken den Aufstieg und damit den Durchmarsch in die zweithöchste Spielklasse Deutschlands. Dies sorgte für mehr Aufsehen in der Bevölkerung, was sich an den steigenden Zuschauerzahlen bemerkbar machte und RB den höchsten Zuschauerschnitt ligaweit einbrachte.Im DFB-Pokal war für das Team von Trainer Alexander Zorniger in der 1. Runde erneut gegen den FC Augsburg Schluss. Auch die Nachwuchsarbeit trug langsam Früchte: So fanden sich nach der Spielzeit 2013/14 alle Nachwuchsteams, bis auf die U23, in den höchsten Spielklassen wieder.

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Für die Spielzeit 2014/15 musste RB drei Auflagen erfüllen, um die Lizenz von der nun zuständigen DFL zu erhalten: Die deutliche Senkung des Mitgliedsbeitrags, das Unterbinden einer Mehrheit an Red Bull-Funktionären in der obersten Vereinsetage und das Vereinslogo nach den Vorgaben der DFL noch weiter vom Firmenlogo zu distanzieren. Nach fristgerechter Beschwerde seitens RasenBallsport sowie der Ablehnung durch die DFL, erteilte diese am 15. Mai 2014 dennoch die Lizenz für die neue Saison, da sich RB zumindest zu zwei Punkten der Auflagen bewegen ließ: Das Logo wurde erneut modifiziert und an der Besetzung der Vereinsführung geschraubt. Sportlich lief die Saison nicht schlecht, aber nicht gut genug, um ein Wort beim Aufstieg mitzureden, sodass Trainer Alexander Zorniger im Februar 2015 seinen Hut nahm und U-17 Coach Achim Beierlorzer interimsweise übernahm. Mit einem Last-Minute-Tor zum 1:0-Erfolg gegen den SV Darmstadt trug sich Torhüter Fabio Coltorti in die Geschichtsbücher ein: als erster Schlussmann, der mit einem Treffer aus dem Spiel heraus den Siegtreffer für sein Team erzielte.

Zur neuen Saison setzte sich Ralf Rangnick, neben seiner Tätigkeit als Sportdirektor, auf den Trainerstuhl und gab dafür, wie zuvor abgesprochen, seinen Job in Salzburg auf. Auf dem Transfermarkt schlugen die Leipziger kräftig zu und gaben insgesamt mehr für neue Spieler aus als alle anderen Zweitligisten zusammen. Außerdem wechselten, wie schon in den Vorjahren teilweise bewährt, weitere Salzburger den Stall. Ein Eklat überschattete das Erstrundenspiel im DFB-Pokal in Osnabrück: Durch einen Feuerzeugwurf eines Fans der Gastgeber erlitt Schiedsrichter Martin Petersen eine Gehirnerschütterung und brach die Partie, die im Nachhinein mit 0:2 gegen die Osnabrücker gewertet wurde, ab. In der 2. Runde war es dann wieder vorbei für die Bullen: Der Viertligist SpVgg Unterhaching ließ mit einem 3:0 RB keine Chance. Anders verlief der Spielbetrieb in der zweiten Liga: Am 8. Mai 2016 nach dem Heimsieg am vorletzten Spieltag gegen den Karlsruher SC hieß es: „Wir sind EINS“. RB Leipzig war angekommen in der Bundesliga.

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Im Sommer 2016 wurde die bisherige Rekordsumme in neue Spieler investiert, um mit dem neuen Trainer Ralph Hasenhüttl, der vom FC Ingolstadt an die Pleiße wechselte, das Ziel einer ruhigen Saison und dem damit verbundenen Klassenerhalt zu schaffen. Was folgte war ein Saisonstart nach Maß, gefolgt von einer Hinrunde, in der RasenBallsport einige Rekorde knackte. Mit dem Heimsieg gegen den FC Augsburg schafften es die Leipziger als erster Bundesliganeuling noch am sechsten Spieltag ungeschlagen zu sein. Nach dem furiosen 3:2-Auswärtserfolg in Leverkusen am 18. November 2016 stand fest: RB Leipzig ist gar der bis dahin beste Aufsteiger aller Zeiten und knackte damit den Rekord des MSV Duisburg aus der Saison 1993/94. Obendrein lösten die Bullen mit dem Dreier den FC Bayern München als Tabellenführer ab und sorgten damit nach — saisonübergreifend — 39 Spieltage für einen neues Bild an der Tabellenspitze. Erst am 14. Spieltag endete die Serie und RB Leipzig ging als Tabellenzweiter in die Winterpause 2016/17. Am 22. Dezember 2016, einen Tag nach dem letzten Spieltag im Jahr, verkündete der aktuelle Vorstandsvorsitzende Oliver Mintzlaff zudem den Kauf der Red Bull Arena und wischte damit alle Absichten eines Stadionneubaus vom Tisch. Vielmehr soll die aktuelle Heimstätte auf eine Größe von 57 000 Zuschauern ausgebaut werden.